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Wie können Musterverzüge in der Praxis ausgespannt werden?

Wie können Musterverzüge in der Praxis ausgespannt werden?

Teil I: Längung (Musterversatz von Bahn zu Bahn)

Generell gibt es immer wieder Diskussi-onen, wie man Musterabweichungen von textilen Bodenbelägen anpassen soll. Im Kommentar zur DIN 18365 wird die HIN CEN/TS 14195 zitiert. Hierbei werden j maximalen zulässigen Abweichungen, welche bei der Herstellung entstehen dürfen, aufgeführt. Auch das Merkblatt des Bundes-verband Sachverständiger und Raumausstatter (BSR) wird zitiert, wobei verbleibende Toleranzen etc. im Kommentar aufgeführt sind. Es stellt sich jedoch für den ausführen-den Bodenleger die Frage: Wie kann ich die Musterverzüge am besten angleichen? Die nachfolgenden Erläuterungen und Skizzen sollen hierzu Hilfestellung geben, um einen möglichst optimalen Musterangleich vornehmen zu können.

An erster Stelle ist in diesem Zusammenhang der Musterversatz von Bahn zu Bahn zu erwäh-nen (vgl. Grafik rechts oben). Häufig stellt man fest, dass zwei nebeneinander ausgerollte Tep-pichbodenbahnen nicht passgenau sind, weil das Muster von einer Bahnenkante zu der an deren angrenzenden Bahnenkante länger bzw. auch kürzer ist.

Das Muster in der Raummitte passgenau ausrichten

In diesem Fall ist wie bei den meisten anderen Musterverzügen anzuraten, die gesamte zu verlegende Raumeinheit in der Form auszu-legen, dass alle Bahnen möglichst in aufstei-gender Rollenfolge lose und nicht zu- bzw. eingeschnitten nebeneinander ausgelegt wer-den. Der versierte Bodenleger spannt sich in der Raummitte eine Schlagschnur und richtet das Muster des Teppichbodens aller Bahnen passgenau in der Raummitte aus. Dies hat den Vorteil, dass nach rechts und links bis zu den Wänden hin nur noch die Hälfte des tat-sächlich vorhandenen Musterversatzes (einer gesamten Bahnenlänge) ausgespannt werden muss. Sollte eine Bahn deutlich länger oder kürzer sein, bestünde noch die Möglichkeit, diese eventuell mit einer anderen Bahn auszu-tauschen, um somit „das größte Problem" im Randbereich des Raumes möglichst an nicht oder sehr schwer einsehbarer Fläche zu verle-gen.

Meist ist es sinnvoll, die Bahnenkanten in der Mitte des Raumes zu schneiden. In der Praxis hat es sich bewährt, immer nur zwei Bahnen gleichzeitig auszuspannen. Dazu werden diese zur Hälfte der Länge nach zurückgeschlagen und der Klebstoff aufgetragen. Idealerweise sollte man Klebstoffe wählen, die schnell eine Haftklebrigkeit aufweisen und eine möglichst lange Bearbeitungszeit zulassen. Das Ausspannen des Musters kann an warmen Tagen mit geringer relativer Luft-feuchte praktisch ein Wettlauf mit dem Abbin-den des Klebstoffs werden.

Tipp: Stets die kürzere Bahn auf das Maß der längeren Bahn ziehen/dehnen.

Prinzipiell muss stets die Teppichbodenbahn, die bezüglich des Musterbildes kürzer ist, gedehnt werden. Ein Stauchen der längeren Bahn ist nicht möglich. Da das Muster in der Raummitte passgenau angelegt ist, wird die zu dehnende Bahn unter Verwendung eines Doppelkopfspanners abschnittsweise ge-dehnt, um einen möglichst optimalen Mus-terangleich vorzunehmen.

Sinnvoll ist, wenn ein zweiter Bodenleger den Teppichboden anreibt oder eventuell sogar abnagelt, um das Zurückziehen des Teppich-bodens nach dem Dehnen zu verhindern. Das Dehnen kann je nach Konstruktion, Dehnfähigkeit des Teppichbodens usw. dann abschnittsweise alle 50 bis 100 cm erfolgen. Gedehnt wird erst die eine Bahnenhälfte und dann die andere, siehe Schema, Schritt 4.

In aller Regel wird man ca. l m vor dem Bah-nenende an den Wänden den Teppichboden nicht mehr stark dehnen können, weil der Teppichboden von der Wand wegrutscht. In solch einem Fall kann man sich ebenfalls mit Abnageln behelfen. Zu beachten ist, dass bei geometrischem Musterangleich, insbeson-dere bei linearen geometrischen Mustern, auch die Mitte der Bahn mit gedehnt werden muss, um somit einen wellenförmigen Musterverlauf aus der Blickrichtung quer zum Bahnenverlauf zu vermeiden. In diesem Zu-sammenhang ist zu erwähnen, dass geomet-rische Muster bezüglich der Erkennbarkeit von Verzügen sicherlich zu den anspruchs-vollen Mustern gehören. In aller Regel ist es einfacher, bei großen floralen Dessinierungen oder Mustern mit wellenförmigen Kantenver-läufen zu arbeiten. Hier fallen Musterverläufe in aller Regel weitaus geringer aus.

Der Fussboden-Fuchs wurde unterstützt von dem Sachverständigen Peter Schwarzmann.

Teil II: In der kommenden Ausgabe folgt Bogigkeit in Längsrichtung, Querbogenverzug und Schrägverzug.