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Florrichtung von Textilbelägen

Florrichtung von Textilbelägen

Bei der Verlegung von mehreren Bahnen textiler Bodenbeläge ist immer wieder festzustellen, dass von Bahnenkante zu Bahnenkante Farbunterschiede vorhanden sind. Bei der Prüfung der Florrichtung stellt man oft fest, dass die beiden Teppichbodenbahnen nicht richtungsgleich, das bedeutet in einer Richtung, verlegt wurden. Werden die Teppichbodenbahnen gestürzt verlegt, kommt es unwillkürlich zu hell/dunkel Wirkungen im Nahtbereich.


In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Wie entsteht die Strichrichtung des Polmaterials bei Velours-, Frisé- und Schlingenteppichböden?

Betrachtet man sich die schematische Darstellung des Tuftvorgangs, erkennt man, dass durch den Vorschub bei der Produktion nach dem Einstechen der Tuftnadeln das Polmaterial an der Rückseite des Tuftingvlieses geführt wird. Durch die Spannung beim Verarbeiten entsteht ein leichter Zug im Bereich der Polnoppe, sodass diese eine leichte Schrägstellung aufweist. Auch die weiteren Produktionsschritte bei der Herstellung beeinflussen die Florrichtung.

Optisch verdeutlichen kann man dies bei unterschiedlichen Teppichbodenkonstruktionen, indem man z. B. eine Visitenkarte quer zur Produktionsrichtung in das Fasermaterial schiebt. Bei sehr dichten Teppichböden wird die Visitenkarte leicht schräg in Strichrichtung mit dem Flor stehen.

Bei langflorigen Velours- und Friséteppichböden ist die Florrichtung sehr einfach festzustellen. Fährt man mit der Hand in Richtung des fallenden Flors, so wird dieser leicht zusammengedrückt und liegt relativ flach. Fährt man in die entgegengesetzte Richtung, stellt sich das Fasermaterial auf, öffnet sich und wirkt meist etwas dunkler. Schwieriger wird es bei sehr kurzen dichten Stehvelouren und Friséartikeln. In diesem Fall fühlt man manchmal weder die Strickrichtung noch kann man sie rein optisch erkennen. Bei der Verarbeitung von Teppichböden wird daher der Verleger gefordert, die Florrichtung festzustellen. Dies kann mit der Hammerstielmethode erfolgen. Hierbei wird der Hammer so aufgestellt, dass er parallel zur Bahnenkante auf dem Teppichboden steht. Lässt man den Hammerstiel umkippen, fällt dieser auf die Fasern und springt stets in Florrichtung seitlich weg. Dies ist anhand der Pfeile bei dem nachfolgenden Bild deutlich zu erkennen.

Bei kurzen Stehvelouren springt manchmal der Hammerstiel nur einige Millimeter zur Seite. Somit ist auch mit dieser Methode nicht stets sicher festzustellen, in welche Richtung der Flor steht. Bestens bewährt hat sich das Auflegen eines Blatt Papieres. Auf das Blatt Papier nimmt man einen runden Gegenstand wie z. B. eine Hülse einer Zigarrenverpackung, eine Flasche usw. Mit leichtem Druck wird der runde Gegenstand auf dem Papier hin und her bewegt. Durch das Drücken auf dem Fasermaterial wandert das Papier stets mit der Florrichtung, sodass hierbei eine sichere einfache Methode vorliegt, wie man die Strichrichtung bei Veloursteppichböden, Frisébelägen und natürlich auch Schlingenteppichböden feststellen kann. Selbstverständlich wirkt sich bei Schlingenteppichböden die leichte Schrägstellung der Schlinge optisch meist nicht so stark aus wie bei langflorigen Veloursbelägen. Aber auch Schlingenteppichböden müssen stets richtungsgleich verlegt werden.

Ein Sonderfall sind Nadelvliesbeläge und Textilbeläge, welche im Flachwebverfahren hergestellt werden. Hierbei werden die Fasern so stark komprimiert, dass die Richtung der Faser weder zu fühlen noch zu erkennen ist. Da bei Nadelvliesbelägen und flach gewebten Teppichböden und ähnlichen Konstruktionen auch hin und wieder ein Farbablauf von rechts nach links (rechte Kante hell, linke Kante dunkel oder umgekehrt) entstehen kann, ist bei der Prüfung des Textilbelages stets die Farbgleichheit zu kontrollieren. Stellt man fest, dass dieser Farbablauf vorhanden ist, kann man durchaus versuchen, eine Bahn gestürzt, das heißt in entgegengesetzter Richtung zur ersten ausgelegten Bahn zu legen. Das bedeutet, dass durch die Veränderung der Verlegerichtung stets die beiden dunklen Bahnenkanten und die darauffolgenden hellen Bahnenkanten wieder zusammengeführt werden.

Wird somit eine optische Farbgleichheit erzielt, sollte trotzdem noch Kontakt zum Teppichbodenhersteller aufgenommen werden, um sich die Freigabe für die gestürzte Verlegung geben zu lassen. Wie erwähnt sind dies absolute Ausnahmefälle.

Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass bei allen textilen Bodenbelägen selbstverständlich stets die Verlegeanleitung des Herstellers zu beachten ist. Durch das Internet ist dies auch relativ einfach geworden, da fast alle Teppichbodenhersteller ihre Verlegeanleitungen ins Netz gestellt haben.